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Wenn Denker und Designer Luigi Colani (84) einen Auftritt hat, ist fast nichts normal. Das beginnt schon am Ort des Geschehens, am Kornhaus-Eingang in Aarwangen. Anstatt über knarrende Holzdielen zu gehen, stiegen wir über ausrangierte Swissport-Flugzeugtreppen in den zweiten Stock des unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in das schön restaurierte Kornhaus.
Immerhin meldeten sich aus den Reihen des S.H.R.T. exakt 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an um nicht nur die ausgestellten Skulpturen, Zeichnungen, Videos und Fahrzeuge zu bestaunen, sondern auch um den vieldiskutierten Meister Colani persönlich kennenzulernen. Denn selten zuvor ist das Lebenswerk so umfassend zusammengetragen worden.
Colani hat seit seinem Studium der Bildhauerei und Malerei Ende der 40er Jahre in Berlin sein künstlerisches Schaffen ständig gepflegt und weiterentwickelt. Neben seiner immensen Tätigkeit als Designer und Visionär für die Industrie und Private kam aber dieses Genre immer etwas zu kurz. Colani selbstkritisch: “Wir leben in einer Zeit der massiven Lügen. Ich habe alle Risiken auf mich genommen, um auf allen Gebieten der bildenden Kunst und des Designs der ganzen Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen. Es wird Zeit, dass die Leute in gewissen Teppich-Etagen wach gerüttelt werden. Wenn ich daran denke, wie umweltfreundlich meine Lastwagen betrieben werden – und diese ultramodernen LKW’s habe ich immerhin vor gut 20 Jahren auf die Räder gestellt – dann muss endlich etwas in der Formensprache passieren! Schon bald gehe ich mit einer Elektro-Version, die nur mit Sticks gelenkt wird, auf Weltreise, dann werden sich wohl einige Leute die Augen reiben. Mitte nächstes Jahr (2013) ist es soweit und ich gehe auf eine Reise rund um die Welt!”
Bei den Kunstwerken im zweiten Stock handelt es sich vorallem um Sportler-Skulpturen. Ein grosser Teil davon von Luigi Colani speziell für die Olympiade in Peking kreiert. Im 3.Stock des Kornhauses wurden Aktbilder und Akt-Skulpturen unter dem Titel “La Vérité” präsentiert. Auch bei dieser separaten Ausstellung rieben sich einige Leute die Augen, denn sie ist nur für über 18 Jährige zugänglich.
Colani selbst stand uns während zwei Stunden mit Red und Antwort zur Verfügung. Ihn zu beschreiben ist wahrlich nicht einfach; trotzdem ist es ein aussergewöhnlicher Schaffer! Seine nicht enden wollenden Visionen sind Garant dafür, dass er auch heute, mit immerhin 84 Jahren, von der Industrie, Behörden und Privaten aus der ganzen Welt, interessante Design-Aufträge erhält.
Wir alle sind glücklich diese ausserordentliche Persönlichkeit kennengelernt zu haben und wünschen Luigi Colani noch viele Jahre voller Emotionen.
Nach dem Ausstellungsbesuch verschoben sich die S.H.R.T.-Mitglieder, teils mit Old- und Youngtimern nach Oberbipp. Dort nahmen sie gemeinsam das Abendessen im renovierten Restaurant Löwen ein.
Blick 3. November 2012
